Weiter geht es mit einem Vortrag von unseren Freunden aus Österreich, Philipp Lehar (University of New Orleans Innsbruck International Summer School & Museum Wattens) und Ernst M. Felberbauer (Universität Wien).
Philipp Lehar & Ernst M. Felberbauer
Sie beginnen mit einer kleinen Zeitreise: Wie wurde Pfadfinden vor 100 Jahren gelebt? Und wie stark unterscheidet sich das von Pfadfinden heute? Wir erkennen: Angesichts der 114-jährigen globalen Historie der Pfadfinder*innenbewegung sind wir Veränderungen gegenüber überraschend resilient. Unsere Kluften, Halstücher und das Lagerleben sind weitestgehend konstant geblieben, was sich allerdings verändert hat, ist die pädagogische Ausrichtung. Dies ist vor allem dem gesellschaftlichen Wandel geschuldet. Lehar und Felderbauer identifizieren in ihrem Vortrag vier „major game changers“, die maßgeblich zu einer Neuausrichtung beigetragen haben:
1) Der Wandel von einer nationalstaatlichen Jugendertüchtigung zu einer weltumspannenden Jugendbewegung
2) Die Umstrukturierung von einem stark hierarchischen Aufbau zu basisdemokratischen Entscheidungsmodellen
3) Das wechselnde Bild von einem Leben im Wunder der Natur zum aktiven Schutz derselben
4) Die veränderte Perspektive von gelebter Toleranz zu betonter Diversität
Dabei fällt auf, dass Offenheit in der Theorie ein wichtiges Thema zu sein scheint, in der Praxis allerdings häufig auf Trägheit und Unverständnis an der Basis stieß. Gleichzeitig sind Pfadfinder*innen aber in ihrer Arbeit schon immer sehr flexibel dabei, sich an gesellschaftliche Problemstellungen anzupassen. Sie greifen aktuelle Themen auf und bringen sie in der sie umgebenden Gesellschaft ein – und fungieren damit in gewisser Weise als Trendsetter*innen. Das zeigt sich auch jetzt ganz aktuell: Die große Rolle der Jugendverbände in der „Fridays for Future“-Bewegung könnte der nächste game changer in der Geschichte der Pfadfinder*innenbewegung sein.